Gestern war ich auf dem Campustag von Lehre hoch Forschung in Karlsruhe eingeladen. Lehre hoch Forschung ist ein Projekt im Rahmen des Qualitätspakt Lehre (QPL) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Es handelte sich um eine interne Veranstaltung mit drei eingeladenen Gästen: Neben mir waren das Manfred Hampe (TU Darmstadt) und Thomas Hoffmeister (Universität Bremen). Der Campustag hat mir einen guten Einblick in die Teilprojektlandschaft des QPL-Projekts am KIT gegeben. Die Kombination aus (a) Vorträgen und Projektpräsentationen, (b) Poster-Session, (c) Printmaterial, (d) Vergabe von Zertifikaten und Preisen sowie (d) der Diskussion mit den oben genannten beiden externen Gästen und dem Plenum hat es ermöglicht, dass ich mir einerseits einen Überblick verschafft und andererseits gezielt einzelne Aktivitäten und Akteure genauer kennengelernt habe.

Die Anzahl der Teilnehmer war überschaubar, was auch die Veranstalter selbst festgestellt haben. Wir hatten auf der letzten Jahrestagung des Universitätskollegs im Sommer (siehe hier und hier) durchaus ähnliche Erfahrungen an der Uni Hamburg gemacht. Mir persönlich ist es aber letztlich gar nicht so aufgefallen, weil ich mich auf die Informationen und Gespräche mit KIT-Mitarbeitern konzentriert habe: Die Unterlagen im Vorfeld hatten mir bereits Gelegenheit gegeben, ein wenig in die Teilprojekte einzutauchen. Umso schöner war es dann, mit einigen der Akteure auch direkt in Kontakt treten zu können.

Lehre hoch Forschung umfasst Teilprojekte, die auf verschiedenen Ebenen liegen: Die Mehrzahl, so meine Wahrnehmung, ist darauf ausgerichtet, neue forschungsorientierte Lehrformate zu entwickeln und zu erproben; andere Teilprojekte konzentrieren sich eher auf Unterstützungsangebote für Lehrende und Studierende; dazu kommen Teilprojekte mit Forschungsaktivitäten (hierzu wurde auch eine eigene Professur eingerichtet, die Ines Langemeyer innehat).

Die Teilprojekte machen unter anderem deutlich, wie wichtig es ist, im Kontext von forschungsorientierter Lehre die verschiedenen Forschungsauffassungen der Disziplinen zu berücksichtigen: Besonders gut wird das deutlich, wenn man z.B. die Arbeiten der Geographie Lehramt mit denen der Informatik und Elektrotechnik sowie der Architektur vergleicht. Überhaupt fand ich das Teilprojekt „Schule des architektonischen Denkens“ sehr interessant (unter anderem als analoges Feld für viele hochschuldidaktische Forschungsanforderungen). Leider findet man dazu auf der Seite der Fakultät für Architektur keine weiteren Informationen, auf die ich hier verweisen könnte.

In der abschließenden Diskussion gegen Ende des Campustages kamen wir auch auf die Frage der hochschuldidaktischen Forschung zu sprechen, oder sagen wir es mal so: Ich kam darauf zu sprechen ;-). Die Reaktionen der Kollegen in der Diskussionsrunde war zwar tendenziell zustimmend, aber eher verhalten. Manfred Hampe regte an, dass es analog zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Deutsche Lehrgemeinschaft geben sollte. Das finde ich zwar eine gute Idee, aber es würde keineswegs das Problem nach wie vor mangelnder hochschuldidaktischer Forschung lösen. Vielmehr, so meine Einschätzung, bräuchten wir DFG-Projekte in der Hochschuldidaktik – wobei sich hier gleich schon mal die Frage stellt, wo das eigentlich in der Fächerstruktur der DFG hineinpassen kann, wenn man Hochschuldidaktik als eine Bildungswissenschaft im Schnittfeld von Hochschulforschung, Lehr-Lernforschung und Wissenschaftsforschung sieht. Mir ist auf jeden Fall wieder klar geworden, dass es noch ein weiter Weg dahin ist, Forschung zum Lehren und Lernen an Hochschulen zu betreiben, die über Evaluationsdaten hinausgeht und eigene gegenstandsangemessene methodologische und methodische Anstrengungen unternimmt.


Dieser Beitrag erschien im Original auf gabi-reinmann.de