Die Unterstützung forschenden Lernens durch Digitalisierung und damit das vermehrte E-Learning, war unter anderem ein Schwerpunkt der Forschungstätigkeit von FideS (vgl. FideS Story) und wird in der Zeit von globalen Phänomenen (wie Pandemien), der Globalisierung und Digitalisierung immer wichtiger. Wir nehmen jedoch darüber hinaus an, dass forschendes „E-Learning nicht ausschliesslich [sic!] „virtuelles“ Lehren und Lernen ist, sondern unterschiedliche methodisch-didaktische und organisatorische Nutzungsformen von ICT innerhalb und ergänzend zur Präsenzlehre umfasst“ (Bachmann & Dittler 2004, S. 2).

Leider scheint es (bisher) zwischen den Themen ‚forschendes Lernen‘ und ‚Digitalisierung‘ noch nicht viele Schnittstellen – aber durchaus Anknüpfungspunkte zu geben: Beispielsweise, dass Forschung in vielen Fachgebieten immer stärker digital unterstützt stattfindet (von der Online-Recherche bis zur Adobe Connect-Tagung), oder die Vereinfachung der Organisation des Angebots, beispielsweise über Kommunikation online.

Aus diesem Grund und um Ihre Lehre zu unterstützen möchten wir hier Hinweise dazu geben, wie durch digitale Umgangsweisen die Präsenzlehre von forschendem Lernen in Zeiten der Lockerungen angemessen angereichert werden kann. Diese Umgangsweisen stammen alle aus unserem Datenmaterial, sind also von unseren Samplepartnern real umgesetzte Herangehensweisen, welche auch außerhalb der Pandemie zum Einsatz kamen:

Hinweis: Um Datenschutzprobleme zu vermeiden, ist es ratsam, sich vorab bei den Beauftragten Ihrer Hochschule und den Vorgaben der Studierendenzusammenschlüsse zu informieren. So bewegen Sie sich auch im digitalen Raum sicher und vermeiden rechtliche Grauzonen, vor allem in Bezug auf die Prüfungsordnung.

  • Universitäre und andere Beratungsstellen für Digitales um Unterstützung bitten: Versuchen Sie nicht, alle Probleme allein zu lösen. Oft gibt es an den Hochschulen Stabsstellen oder Rechenzentren, die sich genau mit solchen Hindernissen auskennen. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Sie haben den Kopf frei, um Ihre Lehre so gut wie möglich umzusetzen und müssen sich nicht mit Softwareproblemen oder Gerätewartung auseinandersetzen. (16, 13, 26)
  • Kurse mithilfe von Lernmanagement-Systemen (LMS) ergänzen: Sie können Online-Plattformen zur Informationsweitergabe nutzen, zum Materialaustausch, aber auch als Diskussionsforum und zur Kommunikation (z.B. mit Peer-Gruppen-Feedback etc.). Die meisten Universitäten haben eine solche Plattform eingerichtet – jedoch sind die vollen Potenziale der Plattformen den Lehrenden meist unbekannt. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Die Lernplattformen bieten die orts- und zeitunabhängige Bereitstellung von Lehr- und Lernmaterialien. Auch können Sie hier Räume schaffen, in denen Studierende ihre Ergebnisse bereitstellen können und sich gegenseitig Feedback geben, z.B. in einer Art virtuellem Posterrundgang.  (41, 33, 21, 16, 8,3, 1, 1, 2, 6, 10, 18, 22,45, 89)
  • Beispiele und weitere Informationen zu LMS finden Sie unter: https://www.e-teaching.org/technik/distribution/lernmanagementsysteme
  • Fallbeispiele aus Archiven heranziehen: Wenn Sie Fallbeispiele zur Lehre – beispielsweise zur Analyse oder zur Reflexion – heranziehen möchten, können Sie auf Fallplattformen (wie das Kassler Fallarchiv (Schulpädagogik), „Apaek“ der Uni Frankfurt (Pädagogik), „Die retrospektive Fallanalyse“ (Medizin) und weitere Repositorien oder ggf. auch Archive Ihrer Universität) zurückgreifen. Es könnten auch reale Szenarien von den Fallgebenden aufgezeichnet werden, allerdings müssen der Datenschutz und die Einwilligung der Gefilmten gewährleistet werden. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Sie können auch in Zeiten, in denen kein Zugang zur Praxis besteht, auf diese digital abgebildeten Fälle zurückgreifen. Zudem können Sie bestimmte Themen zielgerichtet bearbeiten, weil Sie auf einen entsprechenden Fall zurückgreifen können. Das ist in der Praxis nicht immer inszenierbar. (6, 50)
  • Digitale Vorlesungen anfüttern: Auch bei forschendem Lernen braucht es die ein oder andere Einführungs- und Methodenvorlesung, welche ebenso digitalisiert werden kann. Sie können hierfür Ihre Präsentationsfolien nicht nur einsprechen und auf einer Onlineplattform zur Verfügung stellen. Es besteht auch die Möglichkeit, Zusatzfragen, Tests oder ähnliches mit einzubinden, um die Studierenden beim Lernen zu unterstützen und die wichtigen Inhalte so langfristiger zu verankern, damit sie während des Forschungsprozesses auch wirklich zum Tragen kommen. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Die Studierenden werden aktiv zum Mitdenken angeregt und verknüpfen das Gelernte besser. Durch die anregenden Fragen können Sie auch die Aktivphasen Ihrer Präsenzveranstaltungen nachahmen. (6, 5, 6, 59)
  • Autorenwerkzeuge zur Erstellung interaktiver Inhalte einsetzen: Mit sog. Autorenwerkzeugen können Sie z.B. Aufnahmen Ihres Bildschirms (Screencasts) anfertigen und die eigenen aufgezeichneten Lehr-/Lerninhalte auch mit multimedialen Inhalten aufwerten. So können Sie ihre Inputs zum forschenden Lernen, wie z.B. Methodenübungen oder Hinweise zum Erstellen von Präsentationen noch motivierender gestalten. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Mit Autorenwerkzeugen lassen sich multimediale und interaktive E-Learning-Inhalte erstellen.Die so erstellten Inhalte lassen sich beliebig für die nächsten Veranstaltungen wiederverwenden oder anpassen und sprechen das Interesse der Studierenden durch ihre Umsetzung mehr an als übliche Präsentationsfolien.
  • Beispiele und weitere Informationen zu Autorenwerkzeugen finden Sie unter:
  • E-Propädeutika einsprechen: Für Studierende, die nicht an den Studieneinführungsveranstaltungen teilnehmen oder denen noch Vorwissen zu Grundlagen des forschenden Lernens fehlen, z.B. Grundlagen zu unterschiedlichen Erhebungsmethoden oder ähnlichem, können Sie Handreichungen als E-Propädeutika erstellen. So können die Studierenden bei Bedarf auf die Hinweise als Video oder Audio selbstbestimmt zugreifen – und sie gegebenenfalls auch mehrfach zu Rate ziehen. Außerdem erhöhen Sie so die Vielfältigkeit ihres Angebots und tragen der Diversität der Studierenden Rechnung. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Sie sparen sich die Zeit, alle Studierenden einzeln abzuholen, und können gleich mit der Umsetzung starten. Studierende, die im Thema nicht so bewandert sind, können sich selbstständig weiterbilden. (15, 14, 59)
  • Kommunikationssoftware nutzen: Die für forschendes Lernen oft so wichtige Kommunikation zwischen den Studierenden (untereinander wie auch mit Ihnen) kann ebenfalls digital umgesetzt werden. Nutzen Sie dazu die vielfältigen Varianten von Kommunikationssoftware, z.B. Adobe Connect, Skype, die (Video-)Chatfunktionen der LMS u.v.m. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Sie können virtuelle Räume für Feedbackrunden, Ergebnispräsentationen oder auch zum Diskutieren nutzen und so Austausch auch ohne Präsenzveranstaltungen ermöglichen. Studierende können Kontakt aufnehmen, wenn er dringend notwendig ist. ACHTUNG: Achten Sie bei der Auswahl der Kommunikationssoftware unbedingt auf die datenschutzrechtlichen Vorlagen Ihrer Hochschule. (21, 20, 18, 16, 1,2, 71,77)
  • Beispiele und weitere Informationen zu Kommunikationssoftware finden Sie unter: https://www.e-teaching.org/technik/kommunikation
  • Zentrale Info-Anlaufstelle einrichten: Sie können einen digitalen „Helpdesk“ schaffen, in dem Informationen gebündelt dargestellt werden, beispielsweise in Form von Erklärvideos oder Wikis. Dort erhalten Ihre Studierenden zentrale und für alle relevante Informationen, z.B. zu organisatorischen Aspekten, Postergestaltung oder Methoden. Auch sind audiovisuelle Werkstätten und didaktische Mediatheken im Sinne des „inverted classroom“ sinnvoll. Beachten Sie dabei, dass ggf. schon solches Material von anderen (als OER) produziert wurde und Sie nicht alles selbst machen müssen. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Sie können sich ganz der Unterstützung des Prozesses forschenden Lernens und den Ergebnissen der Studierenden widmen, ohne ständig Zeit in Zwischenfragen investieren zu müssen.  (39, 25, 1, 14, 52, 87,89)
  • Digitalisierung zur (Inter-)Nationalisierung nutzen: Die Nicht-Notwendigkeit der Präsenz hört nicht im Radius Ihrer Hochschule auf. Sie können eine Kooperation über Institutionen und Ländergrenzen hinweg starten. Austausch mit Expert_innen und Studierenden weltweit zeigen nicht nur einen Einblick in die (Forschungs-)Praxis, sondern auch, was die digitalen Räume möglich machen. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Der (inter-)nationale Austausch trägt nicht nur zur Motivation Ihrer Studierenden bei, sondern gibt Ihnen auch einen Einblick in die Praxis der globalisierten Welt. Auch kann Ihnen die Arbeit erleichtert werden, indem Sie die Veranstaltung nicht alleine, sondern ggf. mit anderen Lehrenden oder Expert_innen durchführen.  (2)
  • Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote nutzen: Die meisten Hochschulen bieten zu unterschiedlichen Tools Weiterbildungen an. Wenn Sie denken, dass Sie noch mehr aus Ihrem Wissen machen können, dann nutzen Sie die Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote Ihrer Hochschule oder des Landes. Nutzen dieser Maßnahme für die Situation: Sie werden dadurch nicht nur Ihr Wissen und Ihre Kompetenzen im digitalen Umgang mit forschendem Lernen stärken, sondern ggf. sogar Methoden oder Materialien an die Hand bekommen, die Ihnen die Planung noch weiter erleichtern. Vielleicht finden Sie auf solchen Veranstaltungen auch Gleichgesinnte, mit denen Sie Ihre Lehre zusammen planen und umsetzen können. (2, 26,40)

Sie sehen noch andere Möglichkeiten, Lehre angemessen zu ersetzen? Dann teilen Sie diese gerne in den Kommentaren mit der Community!

Bachmann, G., & Dittler, M. (2004). Integration von E-Learning in die Hochschule: Umsetzung einer gesamtuniversitären Strategie an der Universität Basel. E-Learning-Strategien und E-Learning-Kompetenzen an Hochschulen, Bielefeld, 47-60.